Caspar David Friedrich auf der Deutschen Jahrhundertausstellung 1906

Was ist modern?

1 Friedrich im Kontext der Moderne Der einsame Baum

Könnte A nicht für die erzählerischen Details niederländischer Malerei stehen, B für die Radikalität der Farbfeldmalerei und C für impressionistische Leichtigkeit? Könnte – doch in Wirklichkeit ist alles gleich modern! Die Abbildungen A, B und C zeigen nämlich alle Details aus einem einzigen Bild:

Gemälde von Caspar David Friedrich mit dem Titel „Der einsame Baum“, gemalt im Jahr 1822.

Der einsame Baum entstand im Auftrag des Berliner Bankiers Joachim H. W. Wagener. Er bestellte bei Friedrich ein Bilderpaar zum Thema der Tageszeiten. Angelehnt an die mittelalterliche Tafelmalerei spricht man auch von einem Diptychon.

Erst in der Gegenüberstellung der beiden Bilder erschließt sich ihr Inhalt: Der einsame Baum strahlt die unberührte Frische eines Morgens aus, Mondaufgang am Meer die Stille eines sich neigenden Tages. Die Landschaft wird so zur Trägerin von (subjektiver) Empfindung und Gefühl im Bild.

Zu Friedrichs Zeiten war dieser Ansatz im Sinne einer romantischen Kunsttheorie radikal modern. Prägend war dafür der Künstler und Freund Friedrichs, Philipp Otto Runge. Ihm zufolge konnten abstrakte Begriffe wie »Gott« oder »Freiheit« nicht länger in eindeutig lesbaren Bildern, zum Beispiel durch Allegorien, dargestellt werden. Stattdessen sollte die bis dahin zweitrangige Landschaftsmalerei die Einheit des Menschen mit der Natur wiederherstellen und das subjektive Gefühl transportieren.

Gemälde von Caspar David Friedrich mit dem Titel „Der einsame Baum“, gemalt im Jahr 1822.
Caspar David Friedrich, Der einsame Baum, 1822, 71 x 55 cm, Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie, Foto: Jörg P. Anders, Public Domain Mark 1.0
Gemälde von Caspar David Friedrich mit dem Titel „Mondaufgang am Meer“, gemalt im Jahr 1822. Das Bild zeigt eine Küstenlandschaft, im Vordergrund sitzen drei Menschen auf einem Felsen und schauen, uns abgewandt, in den farbenprächtigen Sonnenuntergang am Horizont.
Caspar David Friedrich, Mondaufgang am Meer, 1822, Öl auf Leinwand, 71 x 55 cm, Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie, Foto: Jörg P. Anders, Public Domain Mark 1.0

Caspar David Friedrich war nach seinem Tod 1840 schnell in Vergessenheit geraten. Doch um die Wende zum 20. Jahrhundert änderte sich etwas – in der Kunst selbst und in der Wahrnehmung Friedrichs. Es entstand eine neue Kunst.

Sie wollte die vorherrschende abbildlich-illusionistische Malerei überwinden und andere Prinzipien von Farbe und Form erkunden. Diese moderne Kunst heißt heute Klassische Moderne.

Im Klima der künstlerischen Erneuerung empfand man Friedrich als modern, obwohl seine Kunst bereits fast 100 Jahre alt war

Damals wurde Friedrich »wiederentdeckt« – auf der Jahrhundertausstellung deutscher Kunst (1775–1875) in der Berliner Nationalgalerie. Sie zeigte zwar keine zeitgenössische Kunst, und doch wollte sie die Kunst der damaligen Gegenwart, insbesondere den Impressionismus, durch einen Blick zurück erklären, stärken und populärer machen.

2 Friedrich modern I Die Natur beobachten

1906 fanden Publikum, Kunstkritik und Kuratorium an Friedrichs Malerei besonders seinen Blick auf die Natur bemerkenswert und wie er sie mit Licht und Farbe ins Bild setzte.

Der Kunsthistoriker Ferdinand Laban schreibt nach seinem Ausstellungsbesuch 1906 über Friedrich:

Er hat die Natur nicht durch die Brille eines alten Meisters betrachtet. […] Man atmet die Luft der Wirklichkeit.

Ferdinand Laban, in: Die Kunst für Alle (XIII), 1906, S. 292.

Die »Wirklichkeit« in Friedrichs Bildern kommt sicher auch daher, dass der Künstler häufig vor der Natur zeichnete, also die gesehene Natur in Zeichnungen direkt übertrug. Auch in dem Gemälde Der einsame Baum verarbeitete Friedrich solche Zeichnungen nach der Natur:

Zeichnung von Caspar David Friedrich mit dem Titel „Alte Eiche mit Storchennest“, geschaffen im Jahr 1806.
Caspar David Friedrich, Alte Eiche mit Storchennest, 1806, Bleistiftzeichnung, 205 x 286 mm, Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett, © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Christoph Irrgang
Zeichnung von Caspar David Friedrich mit dem Titel „Skizze großer Eichen“, geschaffen im Jahr 1809.
Caspar David Friedrich, Skizze großer Eichen, 1809, Bleistiftzeichnung, 95 x 202 mm, Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett, © Public Domain Mark 1.0

Dass Friedrich beim Zeichnen in der Natur arbeitete, veranlasste Kunstkritik und Kuratoren um 1900 zu der These, Friedrich sei ein Vorläufer der Pleinair- oder Freilichtmalerei. Dieses Verfahren, bei dem Künstler*innen im Freien (französisch en plein air) malen, kam Mitte des 19. Jahrhunderts in England und Frankreich auf. Besonders der Impressionismus war davon geprägt.

Als vorwiegend französische Kunstrichtung hatte es der Impressionismus Ende des 19. Jahrhunderts in Deutschland zunächst schwer – der Deutsch-französische Krieg von 1870/71 schwang wohl noch nach. Diesem modernen Stil auch hier zu Anerkennung zu verhelfen, hatte sich Hugo von Tschudi, Direktor der Nationalgalerie, zum Ziel gesetzt. Zugleich wollte er damit seine europäisch ausgerichtete Erwerbungspolitik legitimieren.

Der Direktor der Berliner Nationalgalerie, Hugo von Tschudi, schreibt im Ausstellungskatalog:

eine der frühesten Äußerungen modernen landschaftlichen Empfindens […] erstrebt […] [C]aspar David Friedrich.

verkürztes Zitat von Hugo von Tschudi, in: Ausst.-Kat. Nationalgalerie, Berlin 1906, Bd. 1, S. XV.

3 Friedrich modern II Licht und Farbe

Begleitend zur Deutschen Jahrhundertausstellung erschien ein umfangreicher Ausstellungskatalog, in dem der Kunstautor Julius Meier-Graefe zu jedem Werk einen knappen Text formulierte. Viele Werke wurden zusätzlich in schwarz-weiß abgedruckt – so auch der Einsame Baum. Meier-Graefe hob in seiner Werkbeschreibung besonders die Farben des Bildes hervor:

Vordergrund beschattetes Grün mit bläulichem, leicht rosa schillerndem Tümpel. Das Grün erhellt sich im Mittelplan mit Gelb. Graublaue Berge. Der Himmel beginnt mit kaum sichtbarem Hellblau, das unter schwach rosa gefärbten hellen Wolken verschwindet. Die Wolken verdunkeln sich nach oben und nähern sich fast der Farbe der Berge.

Julius Meier-Graefe, in: Ausst.-Kat. Nationalgalerie, Berlin 1906, Bd.2, Kat. 522, S. 164.
Gemälde von Caspar David Friedrich mit dem Titel „Der einsame Baum“, gemalt im Jahr 1822.

Gegenüberstellung einer Digitalaufnahme des Gemäldes Der einsame Baum und einer schwarz-weiß-Abbildung aus dem originalen Ausstellungskatalog von 1906 (Repro-Foto: Christoph Irrgang)

Auch die Kunstkritik betonte die besondere Qualität von Licht und Farbe bei Friedrich. Über Der einsame Baum (damals noch mit dem Titel Harzlandschaft) schrieb ein Kritiker 1906 begeistert:

Die Harzlandschaft der Nationalgalerie, mit der Eiche am Tümpel im Vordergrunde, bei bereits hinter dem langgezogenen Bergrücken untergegangener Sonne, ist ganz erfüllt von dem bläulichen Beschattungsweben der Luft.

Ferdinand Laban, Die Jahrhundert-Ausstellung, in: Die Kunst für Alle XIII, 1906, S. 294.

4 Den Kanon Aufbrechen Die Deutsche Jahrhundert­ausstellung in der National­galerie

Historische Fotografie der Nationalgalerie in Berlin von 1881 in einer Ansicht von Osten, links ist das Neue Museum zu sehen.
© Staatliche Museen zu Berlin, Zentralarchiv / CC BY-SA 4.0

Nationalgalerie, Berlin, Ansicht von Osten, links das Neue Museum, Aufnahme 1881

Mit der Deutschen Jahrhundertausstellung wird Caspar David Friedrich 1906 wiederentdeckt. Viele seiner Werke waren zu dem Zeitpunkt noch in Familienbesitz. Andere befanden sich in Privatsammlungen. Nur wenige seiner Bilder waren als Teil von Museen öffentlich zugänglich.

Dazu gehört das Bilderpaar Der einsame Baum und Mondaufgang am Meer in der Berliner Nationalgalerie.

Das ist dem Berliner Bankier und Sammler Joachim Heinrich Wilhelm Wagener zu verdanken. In seinem Testament vermachte er seine Kunstsammlung 1861 dem preußischen König – unter der Bedingung, dass dieser eine Nationalgalerie errichte. So wurde die Sammlung Wagener, und mit ihr Der einsame Baum von Caspar David Friedrich, zum Grundstein der heutigen Alten Nationalgalerie in Berlin.

Schon der Gründungsgedanke stand im Geist der Moderne: Die Nationalgalerie wurde mit ihrer Öffnung 1876 das erste Museum auf nationaler Ebene für zeitgenössische Kunst.

Als Teil der Wagenerschen Sammlung ging auch Friedrichs Bildpaar im Bestand der Nationalgalerie auf und war dort ab 1876 permanent ausgestellt.
Dazu heißt es im Katalog zur Deutschen Jahrhundertausstellung:
»Die Nationalgalerie hat in ihrem alten Bestand zwei Bilder und ein drittes wurde vor wenigen Jahren dazu gekauft, auch für die [Hamburger] Kunsthalle wurden in der letzten Zeit mehrere Werke von ihm erworben und ein andres, eines der schönsten, hängt seit langem im Weimarer Museum. Aber sie sprechen eine so leise Sprache, dass das eilige Galeriepublikum achtlos daran vorüberging.«
– Hugo von Tschudi, in: Ausst.-Kat. Nationalgalerie, Berlin 1906, Bd. 1, S. XXVIf.

Historische Fotografie von Ausstellungsräumen der Nationalgalerie in Berlin aus dem Jahr 1879. Sie zeigen bis oben behängte Wände mit Gemälden aus der Sammlung des Bankiers Wagener.
© Staatliche Museen zu Berlin, Zentralarchiv / Hermann Rückwardt / CC BY-SA 4.0

Blick in die Ausstellung der Nationalgalerie, westlicher Saal mit Werken aus der Sammlung Wagener, Aufnahme 1879

Bahnbrechend modern: das Konzept der Deutschen Jahrhundertausstellung

Nach französischem Vorbild sollte die Ausstellung eine Übersicht über 100 Jahre Kunst in Deutschland geben. Insbesondere Künstler*innen, die nicht dem akademischen Geschmack folgten, weniger erfolgreich oder weniger bekannt waren, sollten hier eine Bühne bekommen.

Der Zeitraum 1775–1875 war wohl ganz bewusst gewählt, um dem Establishment des Berliner Kunstbetriebs um 1900 nicht zu nahe zu treten.

Nicht ohne Komplikationen kuratierten die Ausstellung letztlich: Hugo von Tschudi, Direktor der Nationalgalerie Berlin, Alfred Lichtwark, Direktor der Hamburger Kunsthalle, und Woldemar von Seidlitz, Vortragender Rat in der Generaldirektion der Königlichen Sammlungen in Dresden. Auch der Kunstschriftsteller Julius Meier-Graefe war beteiligt.

Als Gegenpol zur vorherrschenden Malerei, der vom Inhalt dominierten Historienmalerei, schlugen die Kuratoren mit ihrer Werkauswahl eine andere Lesart der Kunstgeschichte vor. Sie suchten in der deutschen Kunstproduktion von 100 Jahren nach einer Kunstentwicklung nach malerischen Kriterien, dem Umgang mit Fläche, Farbe, Licht.

Plakatentwurf von Peter Behrens und dem Drucker L. Schwann, mit grafisch abstrahierter Darstellung der Fassade der Nationalgalerie in Orange und der Aufschrift „Deutsche Jahrhundert Ausstellung Berlin 1906.“ in Blau sowie dem Untertitel „National-Galerie Januar bis Mai“ in Orange.
Peter Behrens / L. Schwann, Plakat für die Deutsche Jahrhundertausstellung 1906, © Staatliche Museen zu Berlin, Kunstbibliothek
Historische Fotografie der Deutschen Jahrhundertausstellung von 1906 in der Berliner Nationalgalerie. Zu sehen ist die revolutionäre Ausstellungsgestaltung von Peter Behrens mit weißen Wänden und lediglich einer geometrischen Zierborte unter der Decke.
Nationalgalerie, Deutsche Jahrhundertausstellung, Aufnahme 1906, © Staatliche Museen zu Berlin, Zentralarchiv / CC BY-SA 4.0
Einband des Gemäldekatalogs für die Deutsche Jahrhundertausstellung, gestaltet von Peter Behrens im Jahr 1905.
Peter Behrens, Einbandentwurf des Gemäldekatalogs, 1905, Ausstellung Deutscher Kunst aus der Zeit von 1775–1875 in der Königlichen Nationalgalerie Berlin 1906, hrsg. vom Vorstand der Deutschen Jahrhundert-Ausstellung, Bd. 2, München 1906

Passend zur inhaltlichen Revolution der Kunstgeschichte der Ausstellung entwarf der Architekt der Berliner Moderne, Peter Behrens, Ausstellungsarchitektur, Ausstellungsplakat und Katalogeinband.

5 Caspar David Friedrich auf der Deutschen Jahrhundert­ausstellung Die Sensation des Jahrhunderts

Die größte Entdeckung der Ausstellung war Caspar David Friedrich. Insgesamt 93 seiner Gemälde und Zeichnungen wurden präsentiert. 36 Gemälde hingen in zwei Kabinetten in der zweiten Etage der Nationalgalerie, 57 Zeichnungen in den Räumen des Neuen Museums.

Grundriss der Nationalgalerie mit Raumplan der Deutschen Jahrhundertausstellung 1906. Caspar David Friedrich waren zwei Apsiden am Ende des Rundganges in der zweiten Etage gewidmet.
© Sabine Beneke / Bostelmann & Siebenhaar 1999

Grundriss der Nationalgalerie mit Raumplan der Deutschen Jahrhundertausstellung 1906

Auf Friedrich aufmerksam geworden waren die Kuratoren Lichtwark und Tschudi durch den norwegischen Kunsthistoriker Andreas Aubert. Als erster publizierte er 1893 über den Künstler, 1895 erschien das Friedrich-Kapitel auf Deutsch.

Eigentlich beschäftigte sich Aubert mit dem norwegischen Landschaftsmaler Johann Christian Clausen Dahl, über den er Friedrich entdeckte. Die beiden Künstler hatten in Dresden jahrelang im selben Haus gewohnt und waren eng befreundet.

Ansicht eines Raumes mit Werken von Caspar David Friedrich auf der Deutschen Jahrhundertausstellung 1906. Hängung in zweireihig übereinander auf weißen Wänden. Zu erkennen sind unter anderen die Gemälde „Das Eismeer“, „Lebensstufen“ und „Mönch am Meer“.
Oslo, National Library of Norway, Manuscript Collection, © Nasjonalbiblioteket, Oslo

Peter Behrens, Ausstellungsgestaltung für die Deutsche Jahrhundertausstellung 1906: zweite Etage, Caspar David Friedrich-Raum

Revolutionär war auch die Art der Präsentation: In nur zwei Reihen übereinander gehängt und auf weißem Grund. Die Geburt des White Cube?!

Gemälde von Caspar David Friedrich mit dem Titel „Zwei Männer in Betrachtung des Mondes“, geschaffen 1819/1820.
Caspar David Friedrich, Zwei Männer in Betrachtung des Mondes, 1819/20, Öl auf Leinwand, 44,5 x 33 cm, Galerie Neue Meister, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Foto: Elke Estel, SKD, Public Domain Mark 1.0
Gemälde von Caspar David Friedrich mit dem Titel „Der einsame Baum“, gemalt im Jahr 1822.
Caspar David Friedrich, Der einsame Baum, 1822, 71 x 55 cm, Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie, Foto: Jörg P. Anders, Public Domain Mark 1.0
Sepiazeichnung von Caspar David Friedrich mit dem Titel „Herbst – Abend – Reife (aus dem Jahreszeiten-, Tageszeiten- und Lebensalterzyklus von 1803), geschaffen 1803.
Caspar David Friedrich, Herbst – Abend – Reife (aus dem Jahreszeiten-, Tageszeiten- und Lebensalterzyklus von 1803), 1803, Pinsel in Braun (Sepiatusche) über Vorzeichnung mit Graphitstift auf Vélinpapier, 27,5 x 19,1 cm, Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett, Foto: Volker-H. Schneider, Public Domain Mark 1.0
Gemälde von Caspar David Friedrich mit dem Titel „Hünengrab im Schnee“, geschaffen im Jahr 1807.
Caspar David Friedrich, Hünengrab im Schnee, 1807, 80 x 61 cm, Galerie Neue Meister, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Foto: Elke Estel/Hans-Peter Klut, SKD, Public Domain Mark 1.0
Gemälde von Caspar David Friedrich mit dem Titel „Mönch am Meer“, geschaffen in den Jahren 1808 bis 1810.
Caspar David Friedrich, Mönch am Meer, 1808-10, 117,5 x 110 cm, Öl auf Leinwand, Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie, Foto: Andres Kilger, Public Domain Mark 1.0
Zeichnung von Caspar David Friedrich mit dem Titel „Herr am Stock und Dame, zwei Mädchen. Studien zu den Gemälden Friedhofseingang, Abendstunde und Mädchen am Fenster“, geschaffen um 1825.
Caspar David Friedrich, Herr am Stock und Dame, zwei Mädchen. Studien zu den Gemälden Friedhofseingang, Abendstunde und Mädchen am Fenster, um 1825, Zeichnung, 270 x 408 mm, Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett, Foto: Volker-H. Schneider, Public Domain Mark 1.0
Gemälde von Caspar David Friedrich mit dem Titel „Frau am Fenster“, geschaffen im Jahr 1822.
Caspar David Friedrich, Frau am Fenster, 1822, Öl auf Leinwand, 32,7 x 45 cm, Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie, Foto: Jörg P. Anders, Public Domain Mark 1.0
Zeichnung von Caspar David Friedrich mit dem Titel „Amselfall bei Rathen“, geschaffen um 1799.
Caspar David Friedrich, Amselfall bei Rathen, um 1799, Zeichnung, 235 x 367 mm, Kupferstichkabinett, Hamburger Kunsthalle / bpk, Foto: Christoph Irrgang, Public Domain Mark 1.0
Gemälde von Caspar David Friedrich mit dem Titel „Felspartie im Harz“, geschaffen 1811.
Caspar David Friedrich, Felspartie im Harz, 1811, 45 x 32 cm, Galerie Neue Meister, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Foto: Elke Estel/Hans-Peter Klut, SKD, Public Domain Mark 1.0
Gemälde von Caspar David Friedrich mit dem Titel „Das Eismeer“, geschaffen im Jahr 1823/1824.
Caspar David Friedrich, Das Eismeer, 1823/24, Öl auf Leinwand, 126,9 x 96,7 cm, Hamburger Kunsthalle / bpk, Foto: Elke Walford, Public Domain Mark 1.0
Gemälde von Caspar David Friedrich mit dem Titel „Berglandschaft in Böhmen“, geschaffen um 1830.
Caspar David Friedrich, Berglandschaft in Böhmen, um 1830, Öl auf Leinwand, 48,8 x 35 cm, Hamburger Kunsthalle / bpk, Foto: Elke Walford, Public Domain Mark 1.0
Gemälde von Caspar David Friedrich mit dem Titel „Sturzacker“, geschaffen um 1830.
Caspar David Friedrich, Sturzacker, um 1830, Öl auf Leinwand, 47,7 x 35 cm, Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Elke Walford, Public Domain Mark 1.0
Gemälde von Caspar David Friedrich mit dem Titel „Die Lebensstufen“, geschaffen um 1835.
Caspar David Friedrich, Die Lebensstufen, um 1835, Öl auf Leinwand, 94 x 72,5 cm, © BPK | Museum der Bildenden Künste Leipzig | Ursula Gerstenberger

Auswahl von ausgestellten Werken Friedrichs auf der Deutschen Jahrhundertausstellung

Die starke Wirkkraft von Friedrichs Bildern beschrieb der Direktor der Hamburger Kunsthalle, Alfred Lichtwark, in einem Brief:

Die Friedrichkabinette werden wohl das Frappanteste auf der Ausstellung, und unsere [Hamburger] Gruppe wird, soweit ich das bis jetzt sehen kann, den stärksten Klang haben.

Alfred Lichtwark, Brief vom 1. Januar 1906 (in: Leppien, Wege, 138).
Die Hamburger Kunsthalle hatte Das Eismeer, Berglandschaft in Böhmen, Das brennende Neubrandenburg, Sturzacker und Wiesen bei Greifswald als Leihgaben zur Ausstellung nach Berlin gegeben.

6 Die Macht von Ausstellungen Wer bestimmt den Kanon?

Viele Kunstkritiker*innen feierten die neu entdeckten Künstler*innen. Manche wiederum kritisierten (anonym) das kuratorische Konzept scharf:

[D]as begangene große Versehen, eine Auswahl zu treffen lediglich nach dem Geschmack der leitenden Arrangeure der Ausstellung,
das ist im Leben nicht wieder gut zu machen.

J. G., in: Die Werkstatt der Kunst 22, 1905/1906, S. 300.

Diese Herausforderung beschäftigt Kurator*innen und Sammler*innen auch heute. Ein Kriterium für Ankauf oder Ausstellung ist dabei nach wie vor der Aspekt, wie »modern«, wie aktuell ein Kunstwerk ist: Was verrät das Werk über uns heute?

Internet und Social Media erweitern den etablierten Kanon weiter, geben ungehörten Stimmen Gehör, ermöglichen alternative Blicke – und beeinflussen so unseren Blick darauf, was Kunst ist.

Mit der Deutschen Jahrhundertausstellung hatten die Kuratoren ihr Ziel erreicht: Mit Impulsen der zeitgenössischen Kunst – allen voran des Impressionismus – ein Jahrhundert deutscher Kunst neu zu befragen und mit den vorgestellten Positionen den Kunstkanon ihrer Zeit aufzubrechen. Längst sind die sensationellen Entdeckungen von einst Teil unseres westlichen Museumskanons geworden. Die Bildwelten des ehemals vergessenen Caspar David Friedrich weltbekannt.

Wer weiß, wie populär Friedrichs Landschaften heute ohne die Deutsche Jahrhundertausstellung wären?