Friedrich modern II Licht und Farbe

Begleitend zur Deutschen Jahrhundertausstellung erschien ein umfangreicher Ausstellungskatalog, in dem der Kunstautor Julius Meier-Graefe zu jedem Werk einen knappen Text formulierte. Viele Werke wurden zusätzlich in schwarz-weiß abgedruckt – so auch der Einsame Baum. Meier-Graefe hob in seiner Werkbeschreibung besonders die Farben des Bildes hervor:

Vordergrund beschattetes Grün mit bläulichem, leicht rosa schillerndem Tümpel. Das Grün erhellt sich im Mittelplan mit Gelb. Graublaue Berge. Der Himmel beginnt mit kaum sichtbarem Hellblau, das unter schwach rosa gefärbten hellen Wolken verschwindet. Die Wolken verdunkeln sich nach oben und nähern sich fast der Farbe der Berge.

Julius Meier-Graefe, in: Ausst.-Kat. Nationalgalerie, Berlin 1906, Bd.2, Kat. 522, S. 164.
Gemälde von Caspar David Friedrich mit dem Titel „Der einsame Baum“, gemalt im Jahr 1822.

Gegenüberstellung einer Digitalaufnahme des Gemäldes Der einsame Baum und einer schwarz-weiß-Abbildung aus dem originalen Ausstellungskatalog von 1906 (Repro-Foto: Christoph Irrgang)

Auch die Kunstkritik betonte die besondere Qualität von Licht und Farbe bei Friedrich. Über Der einsame Baum (damals noch mit dem Titel Harzlandschaft) schrieb ein Kritiker 1906 begeistert:

Die Harzlandschaft der Nationalgalerie, mit der Eiche am Tümpel im Vordergrunde, bei bereits hinter dem langgezogenen Bergrücken untergegangener Sonne, ist ganz erfüllt von dem bläulichen Beschattungsweben der Luft.

Ferdinand Laban, Die Jahrhundert-Ausstellung, in: Die Kunst für Alle XIII, 1906, S. 294.