Friedrich modern I Die Natur beobachten
1906 fanden Publikum, Kunstkritik und Kuratorium an Friedrichs Malerei besonders seinen Blick auf die Natur bemerkenswert und wie er sie mit Licht und Farbe ins Bild setzte.
Der Kunsthistoriker Ferdinand Laban schreibt nach seinem Ausstellungsbesuch 1906 über Friedrich:
Die »Wirklichkeit« in Friedrichs Bildern kommt sicher auch daher, dass der Künstler häufig vor der Natur zeichnete, also die gesehene Natur in Zeichnungen direkt übertrug. Auch in dem Gemälde Der einsame Baum verarbeitete Friedrich solche Zeichnungen nach der Natur:
Dass Friedrich beim Zeichnen in der Natur arbeitete, veranlasste Kunstkritik und Kuratoren um 1900 zu der These, Friedrich sei ein Vorläufer der Pleinair- oder Freilichtmalerei. Dieses Verfahren, bei dem Künstler*innen im Freien (französisch en plein air) malen, kam Mitte des 19. Jahrhunderts in England und Frankreich auf. Besonders der Impressionismus war davon geprägt.
Als vorwiegend französische Kunstrichtung hatte es der Impressionismus Ende des 19. Jahrhunderts in Deutschland zunächst schwer – der Deutsch-französische Krieg von 1870/71 schwang wohl noch nach. Diesem modernen Stil auch hier zu Anerkennung zu verhelfen, hatte sich Hugo von Tschudi, Direktor der Nationalgalerie, zum Ziel gesetzt. Zugleich wollte er damit seine europäisch ausgerichtete Erwerbungspolitik legitimieren.
Der Direktor der Berliner Nationalgalerie, Hugo von Tschudi, schreibt im Ausstellungskatalog: